Über mich
Als ich Mitte November 2003, bepackt mit einer Lomo-Kamera, einen Monat lang per Anhalter durch Irland reiste, war mir noch nicht klar, welche Auswirkungen meine erste eigene Reise haben wird. Als angehender Mediengestalter schnappte ich meinen Rucksack und reiste quer durch das Land. Nicht die wundervolle Natur, sondern die Erlebnisse mit den Menschen blieben und sind bis heute tief in mir verankert. Die Ehrlichkeit, die Gastfreundschaft und vor allem die Hilfsbereitschaft vieler Menschen auf dieser Reise, sind bis heute in prägender Erinnerung. Immer dann, wenn ich nur einen Hauch von benötigter Unterstützung ausstrahlte, fragten mich ganz Fremde, ob man mir den Weg zeigen könne, man brachte mir ein leckeres Frühstück an eine Bushaltestelle an der ich lange wartete, oder schenkte mir ein paar Wollhandschuhe, weil ich meine beim Trampen in einem Truck vergessen hatte. Die Herzlichkeit in der Fremde, war mir vorher nicht bewusst und beeindruckte mich tief – meine Zeit des Reisens hatte begonnen.
Auch im Mai 1989 machte ich eine bedeutungsvolle Reise. Mit meinem älteren Bruder und meinen Eltern floh ich als 5-jähriger aus der damaligen DDR in den Schwarzwald. In Potsdam geboren, im Hochschwarzwald aufgewachsen und auf der schwäbischen Alb erwachsen geworden – schon immer stand die Frage im Raum, was meine Heimat ist.
Vielleicht zog es mich nach der guten Erfahrung in Irland und dem Ende meiner Ausbildung, deshalb in die Weite der Welt. Im Herbst 2005 kaufte ich mir von dem lang ersparten Geld, auf dem Zwischenstopp in Kuala Lumpur, meine erste Spiegelreflexkamera – eine Canon Eos 350D – sie habe ich bis heute behalten. Kuala Lumpur war eigentlich nur eine Zwischenstation nach Australien, sollte aber so viel Nachhall haben, dass ich ein halbes Jahr später auf der Rückreise, in die magische Welt Asiens eintauchte. Von Malaysia nach Thailand und wieder zurück – das war das Tor zu einem Kontinent, der mich bis heute nicht mehr loslässt.
Nachdem ich zu Hause zwei Jahre lang in einer Balinger Werbeagentur viel dazu lernte und mich an der Kamera probieren konnte, beschloss ich ein weiteres Mal nach „Down Under“ zu reisen und meine fotografischen Kenntnisse auszubauen. Im Alter von 23 Jahren, kam ich zurück auf die schwäbische Alb und machte mich nur wenige Wochen später mit Design & Fotografie selbstständig. Die kommerzielle Fotografie überwog schnell, dank Kunden wie Carl Zeiss und dem Handball-Bundesligaclub HBW Balingen-Weilstetten, mit dem ich bis heute mit großer Freude zusammen arbeite.
Trotz der Freude an der Werbefotografie, spüre ich schon immer, dass mich die dokumentarische Fotografie in fremden Ländern außerordentlich reizt. Über die Jahre reiste ich nach Südamerika, durch viele Länder, in denen man Surfen kann und vor allem der asiatische Kontinent ließ mir keine Ruhe. Als ich die Möglichkeit bekam, meine erste Einzelausstellung in der Balinger Kunstgalerie „galerie kunstblick“ zu verwirklichen, flog ich im Februar 2014 kurzer Hand nach Tokio um in einem zehntägigen Kurzprojekt, Material für die später sehr erfolgreiche Ausstellung zu sammeln.
2016 flog ich dann das erste Mal ins magische Myanmar. Die Menschen, die buddhistische Kultur und das Zusammenspiel zwischen dem Leiden unter der 60-jährigen Militärdiktatur und der mystischen Kultur der Burmesen, ließen mir keine andere Wahl, als mit diesem Land ein neues Fotografie-Projekt anzugehen. Zur zweiten Reise kam ich nur ein halbes Jahr später. Auf Grund der damaligen sogenannten Flüchtlingskrise in Europa, war ich schon mitten in dieser Thematik angekommen und so erreichte ich im Dezember 2015, kurz vor Heiligabend, das nördliche gelegene Sittwe, um mit einer Sondererlaubnis der Regierung, in den Flüchtlingslagern der dort verfolgten Rohingya zu fotografieren.
Auf dieser Reise sollte ich wohl abschließend lernen, welche Bedeutung es hat, am richtigen Flecken der Erde, in einer Demokratie und in einem geborgenen Umfeld aufzuwachsen. Dieses Privileg machte mich eine Zeit lang nachdenklich und auch fotografisch setzte eine Identifikationsphase ein. – Was und warum möchte ich fotografieren? – Welche Projekte machen mich nachhaltig glücklich? – Kann ich die kommerzielle Fotografie mit meinen Werten vereinen?
In der freien Fotografie wurde immer deutlicher, dass die Porträtfotografie meine Stärke werden sollte und so folgten viele Reisen nach Indonesien, Sri Lanka und Indien. Die daraus entstandenen Bilder, werden 2021 in der Balinger Rathausgalerie in einer Einzelausstellung zu sehen sein.
In der Werbefotografie fing ich an, noch mehr Authentizität und Erfahrung einfließen zu lassen. Diese tiefe Neugier für Geschichten und die Menschen dahinter, treibt mich immer wieder von Neuem an, egal ob im fernen Asien oder Zuhause in Tübingen. Bis heute und mehr denn je, erfüllt mich das mit großer Freude. Am Ende steht immer der Wunsch, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und für einen kurzen Moment in ihr Leben eintauchen zu dürfen. – Und mit meinen Bildern ein Stück ihrer Seele zu zeigen.
Ausstellungen
2022 Asien Projekt & weitere Fotografien, Rathausgalerie, Balingen
2021 Asien Projekt, Rathausgalerie, Balingen (wurde verschoben)
2017 Myanmar Projekt, RPI, Rottweil
2017 Fuerteventura Projekt, galerie kunstblick, Balingen
2016 Myanmar Projekt, galerie kunstblick, Balingen
2015 Jubiläumsausstellung, galerie kunstblick, Balingen
2014 Tokio Projekt, galerie kunstblick, Balingen